von Dietmar Liese,
Bundesvorsitzender des Fachverbandes der Kommunalkassenverwalter e.V.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Fachverband der Kommunalkassenverwalter e.V. blickt trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie auf ein erfolgreiches Jahr 2021 zurück. In den Landesverbänden fanden die Landestagungen statt. Die Seminararbeit des Fachverbandes nahm wieder Fahrt auf, zunächst als Onlineangebot, später dann auch wieder in Präsenz. Einige wichtige Verbandssitzungen und Abstimmungsrunden konnten ebenfalls wieder in Präsensform abgehalten werden. Das ist ein Verdienst aller Kolleginnen und Kollegen in den Landesverbänden und dem Verband, die engagiert, mutig und zuversichtlich trotz ständig veränderter Rahmenbedingungen dafür gearbeitet haben. Diesen Mitstreiterinnen und Mitstreitern gilt mein besonderes Dankeschön.

Die Pandemie wird weiterhin unsere Planungen und unser Handeln bestimmen. Die Folgen für unsere Arbeit, sowohl in den Kommunalkassen als auch im Verband sind spürbar. Die Spuren, die das Virus zeichnet und die es hinterlässt, sind vielfältig, nicht vollumfänglich messbar und zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Gänze erkennbar. Es hat unser aller Alltag verändert, beruflich wie privat. Das kleine Mistvieh, wie die hiesige Gesundheitsamtsleiterin in Potsdam gerne sagt, ist allgegenwärtig und ja, es nervt auch. Die Zusammenarbeit und die Kommunikation in der Verwaltung, im Verband, auch im privaten Umfeld leidet. Allein der fehlende persönliche Kontakt und vertrauliche Austausch tragen maßgeblich dazu bei.

Als in den Sommermonaten das Verbandsleben durch den persönlichen Austausch in Präsenzveranstaltungen wieder bereichert wurde, hatte ich den Eindruck, dass die Freude groß war und sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel zu erzählen hatten. Das galt nicht nur für die Aktiven im Verband. Auch bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Seminaren und Landestagungen war diese Freude zu spüren. Der persönliche Kontakt, das unbefangene Pausengespräch und die Wahrnehmung des Fachverbandes als Gemeinschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Kommunalkasse und Finanzbuchhaltung hat allen gefehlt. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Ein Ersatz persönlicher Treffen durch virtuelle Formen hat Grenzen und führt nicht immer zu Problemlösungen oder der umfassenden Beantwortung von Fragen. Das Feedback über Gestik und Mimik sowie die direkte Nachfrage, die Klärung von Unklarheiten in kleiner Runde oder im Zwiegespräch außerhalb des Reglements von Sitzungen tragen maßgeblich zum Erfolg von Schulungen und Besprechungen bei. So entsteht eine differenzierte Betrachtung von technischen und organisatorischen Möglichkeiten. Wir lernen mit dem Virus und den Auswirkungen auf unserer Verhalten und unsere Möglichkeiten umzugehen. Videokonferenzen oder Webinare können und werden das Dienstleistungsangebot des Fachverbandes ergänzen. Das persönliche Gespräch, welches für unseren praxisorientierten Verband so wichtig ist, kann dadurch nicht ersetzt werden.

Damit bin ich bei einem weiteren Thema unserer Zeit: Die Modernisierung der Verwaltung. Dabei will ich mich auf Binnenansicht beschränken. Moderne Formen der Zusammenarbeit rücken in den Fokus und zeigen einen Weg zur Teamarbeit an weit auseinander stehenden Schreibtischen im Fachverband und im durch die Kontaktbeschränkungen geprägten Arbeitsalltag. Beispiele sind der Zugriff auf die notwendigen Softwareprodukte und Verfahren der Kommune vom heimischen Arbeitsplatz und das E-Mail-Postfach, die elektronische Dokumentenbearbeitung und die Datenspeicherung auf zentralen elektronischen Speichermedien. Es mag für viele von uns als ein von außen, derzeit durch das Pandemiegeschehen, aufgezwungener Weg zu erscheinen. Ich erlebe gerade, wie diese elektronischen Möglichkeiten durch Ausprobieren und mehrfache Übung selbstverständlich werden. Der beste Weg in die Modernisierung und Digitalisierung, davon bin ich überzeugt, ist die wachsende eigene Erkenntnis und Erfahrung, aber auch der Mut und die Neugier. Davon profitieren alle, auch diejenigen, die noch skeptisch auf die Veränderungen schauen. Natürlich gibt es Grenzen. Diese müssen offen angesprochen und diskutiert werden.

Überall merkt man, dass Deutschland bei der Digitalisierung weitgehend noch am Anfang steht. Für viele Kolleginnen und Kollegen in den Kommunalkassen und Finanzbuchhaltungen ist festzustellen, dass mobiles Arbeiten nur sehr eingeschränkt möglich ist. Noch ist der Zugriff auf Papier und das Leisten von Unterschriften weitgehend erforderlich. Hier bedarf es dringend technischer und organisatorischer Lösungen, aber auch der Gesetzgeber ist gefragt. Fragen der Erreichbarkeit von Kolleginnen und Kollegen der Debitorenbuchhaltung oder der Vollstreckung im Homeoffice sind ein weiterer Punkt, zumal wir in den vergangenen Jahren lernen mussten, deren persönliche Sphäre besonders zu schützen. Die einfache Telefonumleitung auf einen privaten Anschluss ist dabei undenkbar. Softwareprodukte, die hierzu Möglichkeiten bieten, gibt es am Markt. In den Kommunalverwaltungen sind sie selten anzutreffen. Das sind nur einige verwaltungsinterne Beispiele, denen wir uns widmen müssen.

Die Digitalisierung von Abläufen bzw. Prozessen, wie sie in der Organisationslehre genannt werden, wird Veränderungen in unsere Amtsstuben bringen. Die vollelektronische automatische Abwicklung von Forderungen und Verbindlichkeiten, vom Bescheid oder der Leistung bis zur Zahlungsbuchung oder von der Auftragsvergabe bis zum Zahlungsausgang, mag heute noch wie eine Utopie klingen. Wir sollten uns damit auseinandersetzen, um mitgestalten zu können. Es ist aber nicht nur an Jeder und Jedem einzelnen sich damit zu befassen. Es ist Aufgabe der Arbeitgeber und Dienstherren jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter in der Kommunalverwaltung mittels Schulungen, Informationen und einem organisierten interaktiven Austausch auf die Veränderungen vorzubereiten und alle auf diese Reise mitzunehmen.

Zum Abschluss danke ich allen herzlich, die zum Erfolg des Fachverbandes beitragen. Ich schließe dabei ausdrücklich die vielen Unterstützer und Freunde des Fachverbandes ein. Den Ministerien und den kommunalen Spitzenverbänden auf Bundes- und Landesebene sowie allen Akteuren in der kommunalen Familie danke ich für die Unterstützung und ihr offenes Ohr sowie die Möglichkeiten unserer Beteiligung zu den Kernthemen des Fachverbandes der Kommunalkassenverwalter e. V.

Ich wünsche uns allen ein gutes Jahr 2022, Schaffenskraft sowie Freude an der Arbeit und Zufriedenheit im Privaten. Liebe Kolleginnen und Kollegen, mögen wir im neuen Jahr im Verbandsleben und in der Gesellschaft zusammenbleiben, an der einen und anderen Stelle mit Respekt und Akzeptanz zusammenfinden und weiter den Dialog üben.

Bleiben Sie gesund!

Ihr

Dietmar Liese

Zum Jahreswechsel: