Der Alltag hat uns im neuen Jahr sehr schnell eingefangen. Vergessen sind schon bald die Feiertage, die fröhliche Begrüßung des Jahres 2018 und die vielen Wünsche und guten Vorsätze. Was wird das neue Jahr für und im Fachverband bringen?

Natürlich stehen zunächst die Landesarbeitstagungen im Fokus. Die Landesverbände präsentieren sich und die aktuellen Themen des Kassen-, Rechnungs- und Vollstreckungswesens. Schwerpunkt wird bei allen Praxisthemen auch wieder der sogenannte „digitale Wandel“ sein. In Komka-Online spricht der Bundesvorsitzende Dietmar Liese über die Herausforderungen des Jahres 2018.

 

Herr Bundesvorsitzender, die Bundesarbeitstagung zeigte schon sehr deutlich die Entwicklungen in der Digitalisierung im kommunalen Umfeld. Sind die Kommunen und insbesondere die Kommunalkassen für die Veränderungen gut aufgestellt?

Die Veränderungen durch den Einsatz von Technik begleitet die Kommunalkassen und die Kassenbediensteten seit je her. Wir sind es gewohnt bei der technischen Entwicklung immer vorne dabei zu sein. Wenn man sich allein die Veränderungen der 70iger Jahre des vorigen Jahrhunderts anschaut. Der Einsatz von Computern hat die Welt in der Finanzverwaltung in kurzer Zeit völlig umgekrempelt. Was früher 10 Mitarbeitende machten, schafften plötzlich durch die Automation zwei Personen. Gerade im Zahlungsverkehr und im Rechnungswesen ging die Entwicklung immer weiter, nun wird uns die Digitalisierung in diesen Bereichen vor weitere, wahrscheinlich noch größere Veränderungen und Herausforderungen stellen. Deshalb bringen sich die Leiterinnen und Leiter der Kommunalkassen und kommunalen Finanzbuchhaltungen mit Unterstützung ihres Fachverbandes frühzeitig in diese Entwicklungen ein. Wir sorgen durch Mitgestaltung in der Kommunalverwaltung zusammen für eine praxisorientierte Anwendung vieler neuer Anforderungen, das gilt auch für die Digitalisierung! Darauf habe ich schon mehrfach in meinen Beträgen zu Landes- und Bundestagungen aber auch der KKZ hingewiesen.

 

Wenn man das so hört, könnte man Angst, zumindest Sorge vor diesen Veränderungen haben, oder?

Sicherlich stellt uns die Digitalisierung vor große Herausforderungen, gleich ob in der Großstadtkasse oder in der Gemeindekasse. Deshalb betone ich ja stets die Notwendigkeit die Veränderungen anzunehmen, sich darüber zu informieren, um sich dann einzubringen und bei der Implementierung in der Praxis mitzugestalten. In meinem Geleitwort in der KKZ 01/2018 habe ich geschrieben, dass wir dieses Thema nicht allein den IT-Fachleuten überlassen dürfen. Die Veränderungen zu kennen, sie zu verstehen und sie mitzugestalten, ist die beste Möglichkeiten Ängsten und Sorgen vorzubeugen. Das sind mein Rat und mein Appell an die Kolleginnen und Kollegen in der Kommunalkasse und Finanzbuchhaltung. Nur so ist es zudem möglich, Reaktionen von den Hauptverwaltungsbeamten und Kassenaufsichtsbeamten auf die neuen Rahmenbedingungen in sachlich und fachlich versierte Form einzufordern.

 

Was tut der Fachverband der Kommunalkassenverwalter auf diesem Gebiet?

Bei den Landesarbeitstagungen stehen Themen wie die elektronische Rechnung mit dem elektronische Anordnungsworkflow, das E-Payment, die elektronische Archivierung, die E-Akte und die Umsetzung verbesserter technischer Arbeitsunterstützungen der diversen Anbieter von Software im Bereich der Kommunalkassen und Finanzbuchhaltungen auf der Agenda. Bereits die Bundesarbeitstagung 2017 hat das Thema Digitalisierung ins Visier genommen. Neben den großen „E-Themen“ gibt es elektronische Anwendungen, die nicht so im Blick sind, als Beispiele seien hier die elektronischen Registerauskünfte oder im letzten Jahr das elektronische Kontenabrufverfahren des Bundeszentralamtes für Steuern genannt. Auch dazu gibt es Hinweise und Empfehlungen des Verbandes. Bei der Gestaltung der Aus- und Fortbildung des Fachverbandes müssen wir unseren Dozenten und Referenten vorgeben, dass die Möglichkeiten der Digitalisierung von Arbeitsprozessen in die Fachschulungen aufgenommen werden. Dort, wo wir selbst nicht in der Lage sind spezielle Themen der Digitalisierung darzustellen, holen wir uns Partner ins Boot, die mit Ihrer Kompetenz im Sinne unserer Verbandsstrategien Lösung vorstellen und Anwendungshinweise geben. Als Beispiel nenne ich hier gern die Zusammenarbeit mit den öffentlich-rechtlichen Sparkasse und deren Verbänden. Darüber hinaus gilt es auch für unsere Kommunalkassenzeitschrift (KKZ) Beiträge zu diesen Themenfeldern aufzunehmen, um die Leserinnen und Leser stets aktuell zu halten.

 

Im Verband gibt es eine lebhafte Diskussion zur Entgeltordnung zum TVÖD. Die Kolleginnen und Kollegen haben den Eindruck, dass man die Finanzwirtschaft, insbesondere die Kommunalkassen dabei vergessen hat. Dies wird besonders durch die Übernahme von Regelungen in die aktuelle Entgeltordnung deutlich, die aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen und damit die Änderungen aus der Digitalisierung und im Rechnungswesen negieren. Wie sehen Sie das?

Ich habe die Diskussionen zum neuen Entgeltordnung zum TVÖD, in den offensichtlich fast unverändert der alte „Kassentarif“ aufgenommen wurde, verfolgt. Zuletzt habe ich mich 2017 im Forum dazu geäußert. Wir als Fachverband befassen uns grundsätzlich nicht mit Tarifragen, auch wenn das dem einen oder anderen Kollegen nicht so gefällt, was ich gut verstehen kann. Wir befassen uns aber mit Fragen der qualitativen Personalausstattung und Personalgewinnung, mit der Bindung guter Fachleute in den Kommunalkassen und mit der Anerkennung der Arbeit und Funktion der Kassenbediensteten und mit der dafür erforderlichen angemessenen und in allen Bundesländern gleichen Entlohnung. Wir betreiben offensiv Marketing für die Kommunalkasse, für die Inhalte und die Wertigkeit ihrer Aufgaben und geben den Kolleginnen und Kollegen Argumentationshilfe für die Darstellung der eigenen Arbeit, beispielsweise im Handbuch für das Kassen- und Rechnungswesen. Wir sind in der Vergangenheit, auch seit dem ich Vorsitzender des Fachverbandes bin, an die Tarifvertragsparteien herangetreten, um zur Thematik ins Gespräch zu kommen. Wir wollten Klarstellungen zur Anwendung des „Kassentarifs“ und zur Vereinbarkeit mit den Veränderungen durch Verwaltungsdoppik aber auch der Digitalisierung erhalten. Die Bemühungen waren zu meist erfolglos.

Ich nehme derzeit Bewegung bei den Kommunalen Arbeitgeberverbänden in einzelnen Bundesländern wahr. Offensichtlich macht man sich dort in der Tat Gedanken über die Anwendung des „Kassentarifs“. Zunächst für die Kolleginnen und Kollegen, die in der Verwaltungsdoppik angekommen sind, könnte dies ein Lichtblick zu sein. Ich werde in den nächsten Tagen abermals den Verband der Kommunalen Arbeitgeber in Berlin um Stellungnahme zur Anwendung der allgemeinen Tätigkeitsmerkmale für die doppisch buchenden Kommunalkassen bitten.  Es kann nicht sein, dass die Anwendung allgemeiner Tarifmerkmale oder des besonderen Teils der Entgeltordnung davon abhängig gemacht wird, ob „Kasse“ drauf steht oder Finanz- oder Geschäftsbuchhaltung.

Entgegen der Wahrnehmung einiger Kolleginnen und Kollegen in der Mitgliedschaft setzte ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten auch in diesem Themenbereich für die Interessen der Kommunalkasse und deren Bediensteter ein. Ich habe die Tradition meiner Vorgänger, wie ich eben deutlich gemacht habe, fortgeführt. Ich bin allerdings kein Experte in diesen Fragen und so kann ich die Folgen einer einheitlichen Bewertung der Aufgaben im Kassen-, Rechnungs- und Vollstreckungswesen nach allgemeinen Tätigkeitsmerkmalen nicht überblicken. Stellenbewertung ist immer auch ein Organisationsthema. Da gibt es nicht die einheitliche Lösung für alle Kommunalverwaltungen in Deutschland, nicht die Musterarbeitsplatzbeschreibung und -stellenbewertung. Beides muss jedem Betroffenen klar sein.

Vielleicht zeigen die vielen Bemühungen auch von Kollegen aus den Landesverbänden Wirkung, wenngleich ggf. nur für die doppischen Kommunen. Ich bleibe an dem Thema dran, im Übrigen in naher Zukunft mit Unterstützung einer kleinen Arbeitsgruppe innerhalb des Verbandes.

 

Gibt es noch ein wichtiges Thema, was den Verband in 2018 besonders beschäftigen wird?

Ja, wir beschäftigen uns auch mit uns selbst. Das klingt sicherlich nicht gerade förderlich, deshalb will ich hier ganz bewusst darauf eingehen.

Die Stärke eines Berufsverbandes spiegelt sich in seiner Präsenz und der Wahrnehmung im Mitgliederumfeld und der geneigten Fachwelt. Die Wertigkeit seiner Themen bestimmt sich aus deren Darstellung, dem Marketing und der Verkörperung durch seine Mitglieder. Da schließt sich der Kreis. Ein Haus wird für Bewohner gebaut. Es gibt ihnen Form, Rahmen und Halt. Die Einrichtung und Gestaltung obliegt den Bewohnern. So ist es auch mit unserem Berufsverband mit seinen aktiven Mandats- und Aufgabenträgern und den Mitgliedern. Ich habe in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Anlässen immer wieder auf die Veränderungen im beruflichen Umfeld der Kommunalkassenverwalter und des kommunalen Finanzwesens hingewiesen. Die gesellschaftlichen Veränderungen wirken auf die Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren. Ein Berufsverband -wie der unsrige- ist von diesen Entwicklungen nicht abgekoppelt. Er ist – wie ich meine- sogar sehr betroffen! Dies gilt die Wahrnehmung des Fachverbandes von außen, die Kommunikation untereinander in der Organisation sowie die Arbeit der aktiven Kolleginnen und Kollegen in Gremien und Arbeitsgruppen. Es geht auch um den Austausch und die Kommunikation mit den Mitgliedern insgesamt.

Um diesen Veränderungen mit den richtigen Schlussfolgerungen zu begegnen, befassen sich die Landesvorsitzenden und der Bundesvorstand seit letztem Jahr in einem Konvent mit der Zukunft des Berufsverbandes. Das Motto des Konvents lautet: “Die Gegenwart gestalten, für die Zukunft denken”. Es geht dabei um die Modernisierung des Hauses “Fachverband” und die Anpassung an die Bedürfnisse der Aufgabenträger und Mitglieder, der Bewohner um im eben gezeichneten Bild zu bleiben. Im April 2018 werden die konzeptionellen Arbeiten abgeschlossen und es geht an die Umsetzung. Die Tradition unseres Verbandes bildet dafür die Grundlage. Das schließt aber nicht aus, von vielleicht lieb gewonnen Einrichtungen oder Funktionen Abschied zunehmen, beispielsweise das Internetforum. Es geht hier überhaupt nicht um das Aufgeben eines Netzwerkes. Wir sehen die Vernetzung nur nicht in dieser völlig offenen Form, sondern in einer Struktur, die es dem Verband ermöglicht Qualität, Rechtssicherheit, Lösungsorientierung und Aktualität zu gewährleisten. Wir diskutieren im Konvent über neue Formen der Nutzung des Netzwerkes Fachverband als Weiterentwicklung der Internetpräsenz und der Organisation der Facharbeit. Es geht also auch hier um einer Weiterentwicklung.

Der Konvent befasst sich mit den Themenfeldern: Kommunikation, Aus- und Fortbildung, thematische Ausrichtung und Organisation der Facharbeit, Organisation des Verbandes einschließlich seiner satzungsmäßigen Grundlagen sowie Finanzen und Personal. Es ist mein Ziel die dringend notwendigen Anpassungen behutsam aber mit Stringenz anzugehen. Veränderungen, die auch dazu führen sollen, den ehrenamtlichen Einsatz für die Themen des Fachverbandes attraktiver und mit dem Freizeitverhalten besser vereinbar zu gestalten, um mehr Kolleginnen und Kollegen für die aktive Mitwirkung zu gewinnen.

 

Zum Abschluss, was sind für Sie persönlich die wichtigsten Ziele 2018 im Fachverband, Herr Bundesvorsitzender?

Ich möchte die Zukunft unseres Berufsverbandes sichern, junge Kolleginnen und Kollegen für die aktive Mitwirkung im Verband ansprechen und begeistern sowie Formen und Möglichkeiten der Facharbeit finden, die vielen Interessierten ein Mitarbeiten ermöglichen. Bereits im Jahr 2018 oder kurz darauf werden verdiente Kolleginnen und Kollegen für Gremien und besondere Aufgaben im Fachverband nicht mehr zur Verfügung stehen. Es ist mein Ziel, die daraus entstehenden Veränderungen geräuschlos und im Sinne der Ziele und Aufgaben unseres Verbandes und unserer Mitglieder zu gestalten.

 

Vielen Dank Herr Bundesvorsitzender!

 

Es ist vorgesehen, monatlich einen Beitrag des Bundesvorsitzenden zu einem aktuellen Thema an diese Stelle zu veröffentlichen. KomKA- Online ist darüber hinaus ein Format,  um Sie in Kurzfassung schneller zu aktuellen Themen zu informieren.

Der Bundesvorsitzende Dietmar Liese im Gespräch (Januar 2018)